Denkmal-Landschaft Peenemünde – Station 5 Das KZ-Arbeitslager Karlshagen I
Um den stetig zunehmenden Arbeitskräftemangel auszugleichen, wurden ab Frühjahr 1943 KZ-Häftlinge auch in Forschungszentren in Peenemünde eingesetzt. Das KZ Karlshagen I existierte von Mai 1943 bis Anfang April 1945 in unmittelbarer Nähe des Gemeinschaftslagers Ost. Dazu wurde die bestehende Kaserne, die ursprünglich für Angehörige der Wehrmacht gebaut wurde, genutzt.
Aufbau des Arbeitslagers
Das Lager bestand aus fünf Gefängnisbaracken, die von einem Stacheldrahtzaun umgeben waren. Mehrere kleine Bunker für Wachen und Wachtürme sichern das Areal. Das Camp umfasste auch einen Rufbereich, ein Waschhaus und die Küche. Etwas abseits war ein flaches Lagerhaus.
Wofür wurde das KZ benötigt?
In diesem dem KZ Ravensbrück unterstellten Lager waren 1.500 Häftlinge unterschiedlicher Nationalität untergebracht. Die Häftlinge wurden hauptsächlich im Bereich des Luftwaffen-Testgeländes eingesetzt. Sie mussten zum Beispiel Erdarbeiten auf dem Flugplatz durchführen, Flugzeuge betanken und nach Luftangriffen Fehlzündungen entdecken, um diese zu entschärfen. Beim Test der Flugbombe Fi 103 („V1“) mussten die Häftlinge den 150 kg schweren Bolzen der Abschussrampe (Walter-Schleuder) aus dem Sumpfschilfgürtel retten. Viele Häftlinge starben an den Folgen schwerer körperlicher Arbeit, völlig unzureichender Ernährung und oft unmenschlicher Behandlung. Der Tod von 248 Häftlingen zwischen Mai 1943 und März 1945 ist dokumentiert.
Besondere Ereignisse im Arbeitslager Karlshagen I
Im Februar 1945 gelang dem KZ-Häftling Michael Dewjatajew und neun weiteren Häftlingen des nahegelegenen Flugplatzes eine spektakuläre Flucht in einem deutschen Flugzeug über die Frontlinie in die Sowjetunion. Die Auflösung des Arbeitslagers Karlshagen I hatte bereits Ende Januar 1945 begonnen. Anfang April 1945 wurden die letzten rund 200 Häftlinge in das KZ „Dora“ transportiert.
Das KZ Karlshage I heute
Im Rahmen des Internationalen Sommercamps 2006 wurden die Campingplätze wieder zugänglich gemacht. Unter anderem wurden die Fundamentreste einer Kaserne und eines Bunkers wieder sichtbar gemacht. Das Fundament der Kaserne bestand nicht aus Beton, sondern aus Holzpfählen. In eine kasernengroße Grube wurden Pfähle getrieben, an denen Bretter und Bretter befestigt waren, die den Boden der Kaserne bildeten. Darauf wurde dann die Kaserne gebaut. Die Reste der Pfähle sind noch heute in der Grube sichtbar. An diesem Standort werden künftig auch weitere denkmalpflegerische Maßnahmen umgesetzt.